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 Gegensätze erzeugen Spannungen
Sie haben aus einem Grund das Wort Herrgottskanoniere, Herrgottstag, Fronleichnam angeklickt – vielleicht aus Neugier, vielleicht zufällig, vielleicht weil Sie die Bruderschaft der Herrgottskanoniere interessiert, die am Fronleichnamsfest in Luzern zu ihrem Dienst einrückt.
Titular-Gottesdienst in der St. Peterskapelle Die Kombination der Worte 'Herrgott' und 'Kanoniere' kommt Ihnen möglicherweise etwas fremd vor.

Kanoniere sind Soldaten, die eine schwere Waffe bedienen. Herrgott ist eine Aussage, die auf die christliche Religion verweist und das Gebot "Du sollst nicht töten" in Erinnerung rufen kann. Tötungsverbot und Waffenhandwerk, sind das nicht unversöhnliche Gegensätze?

Befremdlich, unverständlicher Gegensatz, altertümliche Begriffe. Es kann möglich sein, dass Sie Verständnis gewinnen für einen Brauch, der seinen Platz bis in unsere Zeit behaupten konnte. Ist es nicht so: Nicht alles, was trendig ist, hat langen Bestand - es gibt Bräuche, die ihre Wurzeln in der Vergangenheit haben, aber bis heute geblieben sind. Sie haben durchaus ihre Bedeutung. Doch es besteht Erklärungsbedarf, vor allem in einer Zeit, wo institutionalisierte Frömmigkeit Fragen zulassen muss. Viele sprechen von Spiritualität und wissen aber nicht genau, was sie damit meinen. Wir werden deshalb Spannungen entdecken, die sich nicht ganz auflösen.
 
Bräuche haben ihre Aspekte (Seiten), die mit geschichtlichen Fakten belegt nicht sinnvoller werden. Sie lassen sich nicht nur durch Beweise und Argumente stützen, die für jedermann Klarheit schaffen.
 
Bräuche haben ihre Wurzeln im Mythos, oder religiös gesprochen: in der Mystik. Die 'Argumente' kommen oftmals aus dem 'Herzen' und aus dem 'Bauch' und nicht nur vom 'Kopf' her.
 
Beginnen wir mit Fakten
 
• Fronleichnam
 
Es ist ein Wort, das selbst Katholiken, in deren Konfession dieser Ausdruck beheimatet ist, schwer verständlich ist. Das Wort kann sogar irreleiten. Mit 'Leichnam' wird in der deutschen Sprache, insbesondere in der Mundart, ein toter menschlicher Körper bezeichnet.
 
Fronleichnam ist aber eine Wortzusammensetzung, die das Gegenteil meint:
Vron oder fron = Herr      Leichnam = Leib
 
In christlicher Deutung wird Fronleichnam als Leib Christi umschrieben (Corpus Christi) und zum Mittelpunkt eines Festes im Kirchenjahr gemacht.
 
• Fronleichnamsfest
 
Am Donnerstag, der 10 Tage nach Pfingsten folgt, feiert die katholische Kirche das Fronleichnamsfest.

Wenn Sie mehr als 40 Jahre alt sind, dann können Sie sich aus Ihrer Jugendzeit an Einiges erinnern: Sie sehen eine grosse Prozession, die durch die Stadt Luzern zieht, blumengeschmückte Häuser und Altäre, Menschen, die in verschiedenen Uniformen und Kostümen oder in ihrem Sonntagskleid im langen Zug mitgehen - unter einem 'Dach' (Himmel) ein Pfarrer, der eine goldene Monstranz (Zeigegerät) trägt, Soldaten mit geschultertem Gewehr, die das Geleit geben.

Weiss-Sonntags-Kinder gehen gesittet mit. Sie hören Blasmusik, betende und singende Frauen und Männer und das Salutschiessen der Herrgottskanoniere. Alle geben der Prozession ein eindrückliches Gepräge, es sah aus wie eine Demonstration der Kirche, die sagen wollte: Jesus darf nicht in der Kirche 'begraben' bleiben. Er will unter uns Menschen sein.
 
• Wie ist es dazu gekommen?
 
1264 hat Papst Urban IV ein Fronleichnamsfest für die ganze westliche Kirche vorgeschrieben – auf einen Donnerstag angesetzt, weil die Einsetzung des Abendmahles am Hohen Donnerstag (Gründonnerstag) in der Karwoche vom Leiden und Sterben Jesu überschattet war. Es konnte nicht seiner Bedeutung gemäss gefeiert werden. Zudem hatte die heilige Juliana von Lüttich in einer Vision mehrmals erfahren, dass diesem zentralen Geheimnis des Christentums nicht gebührend Ehre angetan wurde. Sie sah im Vollmond - ein Symbol für die Kirche - einen dunklen Fleck. Diesen Fleck auszumerzen, gab dem Papst Anlass, das Fronleichnamsfest einzuführen.
 
• Was hat das Fronleichnamsfest bewirkt?
 
Eines fällt auf: Im Laufe der Geschichte wurde es zum Korrektiv für spirituelle Fehlentwicklungen. Viele Elemente des Festes wurden immer wieder zum Anlass genommen, dem Abendmahl nicht die Nähe zum Menschen zu nehmen oder dem Auftrag Jesu gerecht zu werden: "Sooft ihr das (Abendmahl) tut, tut es zu meinem Gedenken".
 
Da war vorerst einmal das Mittelalter, das einen Verlust zu beklagen hatte. Das Abendmahl verlor seine Nähe zum Gemeinschaftsmahl mit Jesus. Es wurde zu einem Schauspiel, das Leiden, Sterben, Tod und Auferstehung Jesu darzustellen hatte. Die Gläubigen wurden dadurch von der Kommunion ferngehalten. Die Beziehung zu Jesus drohte verloren zu gehen. Es entstanden deshalb Andachten, welche die öffentliche Verehrung der Eucharistie (geläufiger theologischer Begriff für Geheimnis und Feier des Abendmahles) ermöglichten. Abendmahlsfeier und eucharistische Andachten gerieten in der Folge in eine ungute Konkurrenz. Das 'Schauen' des Sakramentes und dessen Ausgestaltung wurden wichtiger als dessen Vollzug in der hl. Messe, insbesondere in der hl. Kommunion.
 
Diesen Gedanken brachte die Barockzeit (ca. 1550 - 1650) voll zur Geltung. Keine Gewänder waren kostbar genug, keine Geräte zu kunstfertig, keine Inszenierung von Prozessionen zu aufwendig, um dem Genüge zu tun, was Eucharistie für Christen bedeuten sollte. Dafür hatten auch die Behörden, die kirchlichen Würdenträger, die Schulen, die Vereine und die Armee dazu beizutragen. Niemand hat die Frage gestellt, ob sich die irdische Macht und öffentliche Institutionen mit dem religiösen Fest der Liebe vertragen.
 
Erst unsere Zeit hat wieder zurückgefunden zur ursprünglichen Idee, die Jesus mit dem Abendmahl verbunden hat. Die Feier des Abendmahles (Messe, Eucharistiefeier) wurde ins Zentrum zurückgeholt. Das Fest wurde wieder schlichter und darum auch sinnvoller. Es stellt aber neue Fragen, die bis jetzt nur ansatzweise beantwortet sind.
 
Die Herrgottskanoniere sind gefordert. Ihre Aufgabe wird in den Statuten wie folgt beschrieben: Die 'Bruderschaft der Herrgottskanoniere Luzern' hat den Zweck, - die Verehrung Jesu Christi im Altarssakrament (Abendmahl, Messfeier, Eucharistiefeier) zu fördern, besonders durch die Verherrlichung des Fronleichnamsfestes.
 
• Die Fronleichnamsprozession
 
Im Mittelpunkt des Fronleichnamsfestes steht die feierliche Prozession durch die Stadt. Dabei wird die geweihte (konsekrierte, verwandelte) Hostie in einem kostbaren Schaugerät (Monstranz) mitgetragen.
 
Prozessionen sind ein uralter Kultbrauch. Sie sind in vielen Religionen zu finden. Manchmal haben sie ihren Ursprung in vorchristlichen Bannritten. Dabei zog man um die Grenzen einer Gemeine (zu Pferd, zu Fuss), um die bösen Geister fernzuhalten, sie zu bannnen. Im frühen Christentum kannte man den Brauch der Statio (anhalten, sich treffen zum gemeinsamen Gebet). In einer Kirche (Pfarrkirche) versammelten sich die Gläubigen einer Ortschaft und zogen in Form einer Prozession zur Statio (In dieser Kirche wurde gemeinsam Eucharistie gefeiert).
 
Die Fronleichnamsprozession in Luzern hat all die alten Formen aufgesogen und integriert. Der Klerus und die Gläubigen zogen durch die Stadt, legten an vier Stellen einen Halt ein. Es wurden die vier Anfänge der Evangelien gesungen, der Segen mit der Monstranz in vier Himmelsrichtungen erteilt.
 
Wie bereits angedeutet kam die Fronleichnamsprozession in der Barockzeit zur Blüte. Sie wurde als Triumphzug für Jesus Christus im Altarssakrament ausgestaltet. Die Zünfte und Bruderschaften hatten dabei eine grosse Bedeutung.
Sie stellten auf dem Prozessionsweg lebendige Bilder aus der Leidensgeschichte und zum Teil aus dem Alten Testament dar. Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch Soldaten mit dabei waren. Sie gaben Jesus und dem Volk Gottes unterwegs das Ehrengeleit und schossen Salven aus ihren Kanonen. Mit dieser Aufgabe wurden Bruderschaften z.B. der Kanoniere oder der Grenadiere betraut. So wurden die Soldaten dem Kriegshandwerk etwas entzogen und für ihre Aufgabe vorbereitet. Die Bruderschaft der Herrgottskanoniere in Luzern, erneuert im Jahre 1580, hat diese Sitte aufgenommen und sie bis in unsere Zeit bewahrt.
 
• Herrgott
 
Wir haben in unserem Text schon mehrmals das Wort 'Herrgott' verwendet, zuletzt im Zusammenhang mit der 'Bruderschaft der Herrgottskanoniere'.
 
Wie ist dieses Wort zu deuten, das vornehmlich noch von älteren Menschen gebraucht wird? Sie meinen damit ihren höchsten Herrn im Himmel, den Schöpfer aller Dinge. Eigentlich ist 'Herrgott' die Übersetzung für den jüdischen Namen für Gott (Jahwe).
 
Leider ist es heute fast verschwunden. In Kraftausdrücken wie z.B. "Herrgott Stärne" ist es noch hörbar.
 
Im Zusammenhang mit dem Fronleichnamsfest ist nicht diese Übersetzung gemeint, sondern Jesus Christus, der durch sein Leben, Leiden und Sterben den Menschen einen neuen Sinn gegeben hat und unter uns gegenwärtig sein will. Darum wird im Volksmund das Fronleichnamsfest auch 'Herrgottstag' genannt. In der Folge wird die Bruderschaft, die am Herrgottstag Jesus das Geleit durch unsere Stadt gibt, Herrgottskanoniere genannt.
 
Herrgottskanoniere, gesammelt in einer Bruderschaft, sind also Soldaten jeglichen Alters, vor allem Artilleristen und Fahrer (heute Trainsoldaten) etc., die einen religiösen Brauch pflegten, der sich um die Gedanken des Fronleichnamsfestes der katholischen Kirche angesiedelt hat.
 
• Bruderschaft
 
Die Festschrift "Die Herrgottskanoniere von Luzern", herausgegeben 1980, umschreibt eine Bruderschaft folgendermassen:
 

"Eine Bruderschaft ist eine freiwillige, von der kirchlichen Obrigkeit errichtete Vereinigung von Gläubigen zu einem besonderen (nicht schon aus sich pflichtgemässen) frommen Zweck.
Im Mittelalter und später gegründete Bruderschaften bezwecken meistens eine allgemeine Förderung der Frömmigkeit, der Nächstenliebe oder der Verschönerung öffentlicher Gottesdienste."

 
Diese Sinngebung entzieht in gewissem Sinne die Soldaten der Nähe zu todbringenden Waffen und gibt ihnen eine neue Aufgabe.
 
So pflegen die Herrgottskanoniere an Fronleichnam über ihre Hauptaufgabe, dem Salutschiessen (Waffen- und Pferdedienst) hinaus, Gottesdienste, die sie im Geiste Jesu in der Eucharistiefeier zusammenführen. Sie feiern am Vorabend eine Andacht vor den Kanonen, einen Morgengottesdienst an Fronleichnam, sowie am Sonntag danach, am Titularfest, einen feierlichen Gottesdienst. Während dem Jahr versammeln sie sich für eine Totengedenkfeier zu Ehren verstorbener Aktiv- und Passivmitglieder der Bruderschaft und für einen
Fastensgottesdienst. Der Gottesdienst in der Fastenzeit verpflichtet die Herrgottskanoniere zu einem modernen Aspekt von Eucharistie. Sie werden sich bewusst, dass viele Menschen in Not ihre Verantwortung fordern (Brot sein für andere).

Auch die Pflege der Kameradschaft hat einen grossen Stellenwert.
 
Kritische Fragen zum Brauch "Herrgottskanoniere"
 
Ein Brauch kann ein altertümliches zeitfernes Ritual bleiben und sich allen Entwicklungen der Zeit gegenüber quer stellen. Solche Bräuche mag es geben und sie können einen Sinn haben. Sie weisen augenfällig auf das Bleibende oder das Verlorengegangene in der Vergangenheit hin. Destruktive Kritik vermag sie gar oft auszulöschen. Manchmal haben sie auch wirklich die Nähe zum Leben verloren.
 
• In den letzten Jahrzehnten mussten sich die Herrgottskanoniere verschiedenen kritischen   Fragen stellen. Dies auf verschiedenen Ebenen:
 
– Die Schweizer Armee hat sich verändert. Verschiedene Reformen haben unserer    schweizerischen Verteidigungsarmee ein neues Gesicht gegeben. Dies zeigt sich an neuen    Waffensystemen und an der Uniform unserer Armeeangehörigen. Die veränderte Weltlage    hat von der Armee auch neue Zielvorstellungen verlangt.

   Die Herrgottskanoniere sind diesen Reformen massvoll gefolgt. Sie sind bei der    pferdebespannten Batterie geblieben, haben sich aber neueren Uniformen zugewandt. Die    'Bielimannen' (Artillerie-Sappeur aus Napoleons Zeiten, ca. um 1790) ein Bindeglied zu    früheren Zeiten, haben sie beibehalten. Die Frage stellt sich: Ist der Auftritt der    Herrgottskanoniere demzufolge Folklore oder ein religiöser Brauch, der sich den Zeichen    der Zeit mutig stellt? Sie haben dieses Dilemma für ihre Tätigkeit gelöst. Sie beschlossen    wiederholt, ihre bespannte Batterie nicht durch folkloristische Einsätze missbrauchen zu    lassen. Ihr einzig sinnvoller Einsatz soll am Fronleichnamsfest erfolgen. Dies hat aber    seine realistischen Auswirkungen. Trotz immer wiederkehrender Sparmassnahmen    gelang es Ihnen stets mit grossem persönlichen Einsatz jedes einzelnen Mitgliedes der    Bruderschaft sowie mit grosszügigen Gönnern verschiedenster Herkunft diesen    altehrwürdigen Brauch beibehalten.
 

– Und nicht zuletzt: Ist ein Auftritt der Herrgottskanoniere an Fronleichnam noch sinnvoll?    Sollen gläubige Bürger in Armeeuniform an einer kirchlichen Feier präsent sein?    

   Diese Frage auf der religiösen Ebene ist etwas abgeklungen. Einerseits haben sich die    Pazifisten (Friedensbewegung/ Armeegegner) wichtigeren Fragen zugewandt als die    harmlose Variante der Herrgottskanoniere zu strapazieren. Anderseits war sich die    Bruderschaft bewusst, dass zwischen Waffe und Hostie eine Spannung besteht, die nicht    einfach wegdiskutiert werden kann. Sie feiert deshalb am Vorabend von Fronleichnam    angesichts der Kanonen eine Bussandacht, die sich der Problematik des Waffendienstes    annimmt. Viele vermögen dem Auftritt der Herrgottskanoniere einen sachlichen Sinn    abgewinnen - ist doch unsere Armee ein Zeichen unserer Schutzbedürfnisse, aber auch ein    Instrument, das Unglück und Katastrophen zu bewältigen hilft. So gesehen werden ihre    Kanonenschläge, die an Fronleichnam in der ganzen Stadt zu hören sind, und    Prozessionen und Eucharistiefeiern mitgestalten, von Bedeutung. Die diskrete Präsenz    der Herrgottskanoniere verstärkt den Gedanken, dass wir Menschen auf Schutz und Hilfe    angewiesen sind. So kann Eucharistie auch gemeint sein.

   Anderseits ist Kanonendonner seit alters her ein Zeichen der Freude und Ehrbezeugung,    zum Beispiel zu Ehren Gottes, zur Geburt eines königlichen Nachfolgers oder zu einer    Hochzeit, etc.

 
– Um diesen Gedanken mehr Gewicht zu geben, versammeln sich die Herrgottskanoniere    (wie schon gesagt) mehrmals im Jahr. Ein neuerer markanter Anlass ist die Eucharistiefeier    in der Fastenzeit (Vorbereitungszeit der Kirche auf Ostern). Die Bruderschaft kommt an    einem Abend zusammen, um in einem Gottesdienst der Menschen zu gedenken, die auf der    Schattenseite des Lebens stehen, deren Stimme zu wenig laut ist in einer Welt, die nach    Geld, Macht und Prestige giert. Ihre Gabe, die sie spenden, soll 'Brot sein für andere'. Im    Geiste Jesu ist die Bruderschaft in ihrem Programm einen Schritt weitergegangen.    Kommunion wird zu Kommunikation. Eucharistie bleibt nicht beim einzelnen stecken - sie    soll mithelfen, die Welt um uns zu bewegen, auch wenn es nur in einer kleinen Nische    geschehen kann. "Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir    getan". Diese Mahnung Jesu wird durch die "Salve" aus den Herzen erfahrbar für die Salven    (Schussreihe/Schussordung) aus den Kanonen nur Andeutung sein kann. So bekommt auch    das Wort 'Bruderschaft' einen neuen Klang. Es bewegt sich in Richtung der Gemeinschaft    der Glaubenden, die sich in jeder Religion, in jeder Konfession finden lässt, welche die    Armen und Notleidenden nicht aus den Augen verliert.
 

– Ob die Herrgottskanoniere die Zeit überleben, wo der Glaube zu verdunsten droht, liegt nicht    an ihren zeitgemässen oder nichtzeitgemässen Uniformen oder Organisationsformen.

   Die Bruderschaft kann innere Kräfte entwickeln. Die entscheidende Frage wird sein: Hat die    katholische Kirche der Stadt Luzern den Mut und die Kraft, die Fronleichnamsprozessionen    zu erhalten? Die Entwicklung, die das II. Vatikanum eingeleitet hat, ist noch nicht zu Ende    gedacht. Vielleicht werden in absehbarer Zukunft die Verantwortlichen der Kirche weitere    Schritte tun.

 
– Es könnte ja sein, dass der alte Gedanke der 'Statio' wieder aufgenommen wird. Statio    könnten die Pfarrkirchen der Agglomeration Luzern sein oder die christlichen Familien.    Gläubige würden dann aufbrechen ohne grosse Organisation, ohne Pomp, um sich an    einem zentralen Ort zu treffen, um miteinander als Christen der Region Luzern in einer    Eucharistiefeier (Abendmahl) Zeugnis abzulegen, Zeugnis dafür, dass Gott für sie einen    Stellenwert hat, dass er unter uns bleiben will, trotz der Gleichgültigkeit vieler oder der    Selbstherrlichkeit mancher Menschen, die heute das Sagen haben oder in Resignation    versunken sind, weil wir Christen uns zu wenig zusammentun, um der Hoffnung Ausdruck zu    geben, dass dem Zeit-Geist der Geist-Gottes entgegengestellt.
 

Ob da die Herrgottskanoniere ihren Platz finden könnten?
Ich zweifle nicht.

Karl Kirchhofer, alt Stuckipfarrer der Herrgottskanoniere


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